06.09.2019: Oh Herr, ich habe gesündigt…

Wir alle sind „Sünder“ und kommen in die Hölle. Ohne die Gnade des „Herrn“ sind wir verloren.

So oder ähnlich tönt es allzu oft, wenn über die Klimabewegung berichtet wird. Natürlich wird das so nicht explizit gesagt. Aber was anderes bedeuten Schlagzeilen und Berichte wie: „Flugscham – dürfen wir noch nach Mallorca in die Ferien fliegen?“, „Mein Fleischkonsum lässt den Amazonas brennen“ oder „Das Bevölkerungswachstum ist schuld an der Klimakrise“. Die Liste kann beliebig verlängert werden.

Der Grundtenor in den Medien ist fast einheitlich: Wir ALLE sind schuld am Klimawandel. Verzichte aufs Fliegen, dein Auto, Fleisch und all die schönen Dinge im Leben – am besten auch gleich auf eigene Kinder.

Wenn man („man“ will ich noch genauer definieren) will, dass garantiert nichts passiert, wenn man nichts verändern will und alles so bleiben soll, wie es ist, muss man genau so argumentieren! Frei nach dem Motto: ALLE sind NIEMAND!

ALLE sind nie verantwortlich, denn ALLE weder einen Absender noch eine Adresse. ALLE haben kein Telefon und keine eMail, kein Whatsup und kein Twitter. ALLE versteckt sich hinter jedem und ALLE hat kein Gesicht.

Wer aber entscheidet wo Kleider genäht werden. Was dort für Löhne bezahlt werden? Wer entscheidet darüber, welchen Treibstoff die Containerschiffe tanken (Schweröl)? Wer bestimmt über die Arte der Energieproduktion, über den Abbau von Braunkohle, den Einbau von Filtern in Kohlekraftwerken? Wer entscheidet wo, was, wieviel investiert wird? Wer entscheidet über den Preis des Fleisches, mit was die Tiere gefüttert werden, wie sie gehalten werden, der Boden bearbeitet wird und was darauf angebaut wird? Wer verkauft den Bauern Petizide, Herbizide, Fungizide? Wer erlässt Vorschriften zum Hausbau, Heizungen, Lüftungen etc.? Auch hier ist die Liste endlos…

Nein, nicht du und ich. Es sind sog. Entscheidungsträger die das alles tun. Männer und Frauen mit Geld und Einfluss. Männer und Frauen in Politik und Wirtschaft. Menschen und Institutionen mit Macht und (vor allem) Geld! An ihnen liegt es die notwendigen Änderungen anzustossen und umzusetzen. Sie haben Namen, Adressen, ein Gesicht und eine Telefonnummer. Sie gilt es in die Verantwortung zu nehmen.

Wir als Bürger*innen, Konsument*innen und Wähler*innen können zwar Einfluss nehmen; z.B. indem wir Politiker*innen wählen, die Missstände zu beheben versuchen, oder Firmen meiden, die bekannt sind für ihr asoziales und umweltschädigendes Verhalten – aber wir sind nicht diejenigen, die entscheiden.

Also stellen wir FORDERUNGEN an Politik, Wirtschaft und Investoren und machen solange Druck, bis die Verentwortungsträger*innen handeln!

Ein guter Anfang wäre z.B. die Unterstützung des Klimablatts der Klimajungend. Das Klimablatt soll vor den National- und Ständeratswahlen am 20.10.19, an alle Schweizer Haushalte verschickt werden und sie über den aktuellen Stand der Klimaforschung informieren und Politiker*innen empfehlen, die sich für die Ziele der Klimastreikbewegung einsetzen. Jeder Rappen zählt! Klimablatt