
Dosis facit venenum (Die Dosis macht das Gift – Paracelsus, 1493-1541). Wohl selten war diese Erkenntnis des Arztes der Renaissance, so aktuell wie heute. Gift im Blausee tötet zehntausende Forellen. In über 50% des Grundwassers werden Pestizidrückstände nachgewiesen. Die Russische Opposition wird mit Nowitschok vergiftet. Die CO2-Konzentration steigt munter weiter. Die Luft in Kalifornien ist wegen der verheerenden Waldbrände kaum mehr zu atmen und das Gift der Rechtsextremisten und Ver(w)irrten, aller Schattierungen, verursacht mehr als nur Bauchschmerzen und Brechreiz – es macht krank. Es ist offensichtlich: Wir leiden unter einer akuten Vergiftung. Körperlich, geistig und politisch.
Doch selbst das Offensichtliche vermag kaum mehr als ein Achselzucken hervorzurufen. Da baggert eine private Firma hochgiftigen Schotter aus einem Tunnel und kippt diesen kostenoptimiert und illegal in die nächste Kiesgrube. Weiter unten verrecken die Fische tonnenweise. Aber, nein – wir waren es nicht! Keine Ahnug wo das Gift herkommt. Der Kanton – welcher hätte kontrollieren sollen, es aber nicht tat, ist verlegen und will jetzt untersuchen. Der Blausee bleibt trüb und ob die Bewohner des unteren Kandertals ihr Wasser noch bedenkenlos trinken können, bleibt vorerst offen. Klagen sind in Vorbereitung, die Grünen verlangen eine Untersuchung. Zurück bleiben nicht nur das Gift und tote Fische, es verbreitet sich auch ein „Gschmäckle“ von Kungelei und Wegschauen, Man lerne: Profit ist Gift!
Seit Jahren lesen wir über Pestizidrückstände in unserem Grundwasser. Das halbe Mittelland – wir reden hier von Millionen Menschen – trinkt also Wasser mit Giftrückständen. Im Zürcher Weinland häufen sich Tumore bei Kindern. Gemeinden müssen Brunnen schliessen oder Wasser teuer von Nachbargemeinden zukaufen um damit ihren Giftcocktail zu „verdünnen“. Wie uns die kantonalen Laboratorien versichern, ist das Trinkwasser aber auch noch bei 17-facher Überschreitung des Grenzwertes „unbedenklich“ und kann „bedenkenlos“ getrunken werden. Krebs wird ja nur vermutet, was soll also die ganze Aufregung? Währenddessen klagt Syngenta gegen das Verbot ihrer Pestizide durch den Bundesrat und ein SVP Parlamentarier aus der Westschweiz will diese Gift wieder zulassen, weil die Zuckerrüben seines Nachbarn unter einem bösen Käfer leiden. Selbstredend. dass die Bauernlobby ihre Hände in Unschuld wäscht – keine Ahnung wie das Gift ins Wasser kommt, es fällt sicher vom Himmel. Den hängigen Pestizid- und Trinkwasserinitiativen scheint man gelassen entgegen zu blicken – das Agrochemie-Abstimmungskässeli scheint gut gefüllt. Man vertraut der Macht des Geldes. Man lerne: Profit und Gift gehen Hand in Hand!
Sehr neu und originell ist auch der Giftanschlag auf einen russischen Oppositionspolitiker – den einzig noch Ernstzunehmenden – nicht. Das „kurieren“ mit Nowitschok hat sich in Russland seit Jahren bewährt und mutiert zur Allzweckwaffe gegen politisches „Ungeziefer“. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Doch auch wenn der oder die Kurierten nicht gleich das Zeitliche segnen, so ist die Wirkung ungleich wirksamer. Wer mit einem Giftanschlag rechnen muss, hält in Zukunft wohl besser die Klappe und duckt sich. Gift macht stumm. Man lerne: Politik kann ihre Gesundheit gefährden!
Kommen wir zu den Waldbränden vom Panantal (Brasilien) über Kalifornien bis hinauf an die kanadische Grenze. Diese vernichten nicht nur Wälder von der Fläche der Schweiz, radieren ganze Dörfer aus, töten dutzende Menschen und treiben hundertausende in die Flucht; sie machen auch das Atmen schwer und führen zu gesundheitlichen Schäden. Der Himmel über San Francisco ist rot und selbst im 4000 km enfernten Washinton D.C. sind die Sonnenuntergänge noch tieforange. Gift in der Atmosphäre hat eben auch eine „schöne“ Seite. Aber keine Angst, es wird bald wieder kühler, in Wien leben die Menschen inmitten explosiver Wälder – ohne dass es brennt – und die Wissenschaft hat eh von Tuten und Blasen keine Ahnung. (D. J. Trump zur Klimakatastrophe) Man lerne: Die Blödheit eines Politikers toppt selbst die grössten Naturkatastrophen!
Und wie wenn das alles nicht schon genug wäre, so vergiften die Hilfstruppen des ungehemmten Profitstrebens – sprich Rechtsradikale, Verschwörungstheoretiker, Frauenhasser, Covid-Leugner usw. usw. (die Liste der Manipulierten wird täglich länger) unsere Sinne und Köpfe. Die tägliche Dosis Gift – sei es in Form von Lügen (FakeNews), Alternativen Fakten, (leugenen von Tatsachen), Trollen (Provokateure), Algoritmen (computergenerierte, personalisierte Falschmeldungen) usw., schwächt uns nachhaltig und lenkt uns von den wirklichen Problemen und Herausforderungen ab. Wer verunsichert ist, nicht mehr weiss wem oder was er glauben soll, ist dankbar für jedes Heilsversprechen – das kann auch der Wunsch nach einer Diktatur oder einem Diktatoren sein. Man lerne: Gift tötet!
Dosis facit venenum – zu viel ist zu viel. Selten waren Zitate und Parolen so wahr wie jetzt. „Zu viel Gift kann ihre Gesundheit gefährden“ – müsste vor jeder News-Schlagzeile stehen. Da wir aber nicht gewarnt werden, ist es besser, wenn wir dieses nur in gesunden Dosen zu uns nehmen oder uns immunisieren. Ein „Impfung“dagegen gibt es zum Glück schon. Sie ist erhältlich an jeder Schule, in guten Büchern und bei guten Freunden. Es gibt davon sogar unterschiedliche Marken. Sie heissen: Wissen, Aufklärung, Demokratie, Transparenz und Engagement. Eine gesunde Dosis davon bewahrt uns vor so mancher Giftattacke.