
Die Einen freut‘s, die Andern stöhnen. Die vorausgesagte Hitze hat jetzt auch uns erreicht. Und mit ihr bleiben (glücklicherweise) auch die hämischen Kommentare zum Ausbleiben des Klimawandels aus. Beruhigend zu wissen, dass diese spätestens beim ersten Bodenfrost im Dezember wieder auftauchen. Auf die $VP ist eben Verlass. Egal ob es ums Klima, Ausländer oder die EU geht – ihre Zukunft findet in der Vergangenheit statt. Unsere müssen wir (leider) in einer (eher düsteren) Zukunft leben. Also sollten wir uns um diese kümmern. Und nein, ich male nicht schwarz, ich schaue nur nicht weg.
Wer jetzt aber glaubt es wäre heiss und bald käme der Herbst, muss ich enttäuschen – zumindest mittel- und längerfristig. Wie die neusten Studien belegen, wandern wir klimatisch gesehen, Jahr für Jahr um 19 km nach Süden. (https://lukasfierz.blogspot.com/2020/08/eine-tour-in-die-holle.html?m=1 – zur Lektüre dringend empfohlen). In 10 Jahren sind wir im Tessin, in 30 in Rom und in 50 in Nordafrika – falls wir die Bremse nicht vorher finden. Wobei auch diese ab einem bestimmten Punkt nichts mehr nützt. Einmal in Fahrt, lässt sich der fahrende Zug kaum mehr stoppen. Auch das weiss „man“. Wir sind also gut beraten, uns auf „ heiss“ einstellen – nicht nur diesen Sommer.
Man mag solchen Studien glauben, sie ignorieren, verharmlosen oder leugnen. Es ist egal. Natur(gesetze) verhandeln nicht – sie wirken unbeeindruckt von unserem Befinden (und Studien). Sprich: Je mehr Treibhausgas (CO2/Methan), desto wärmer. Punkt. Und wir blasen jährlich ca. 20 Milliarden Tonnen zu viel davon in die Luft – wo es bleibt. Das heisst – es wird Jahr für Jahr wärmer (weltweit). Wenn wir uns der Sahara nähern, sind die Tropen die Hölle, New York abgesoffen und die Nordseeküste vor Hannover. Dass die Klimajugend (welche die Wissenschaft ernst nimmt) daran verzweifelt, ist verständlich. Dass sie dabei ihren Kopf einrennt, ebenfalls – ihre Drohung mit zivilem Ungehorsam zeigt die Richtung. Ich kann sie gut verstehen – es ist ihre Zukunft (die wir ihnen „hinterlassen“). Dabei sind dies nur die direkten klimatischen Folgen. Millionen werden die Küsten und ausgedorrten Landstriche verlassen (müssen) und einen neuen Platz suchen, weitere Millionen werden hungern und Krieg um Wasser und Lebensraum dürften nicht ausbleiben. Das mag pessimistisch klingen – das ist es auch. Vielleicht ist es ja ein Anstoss zum Handeln.
Weshalb aber stemmen wir uns mit dieser störrischen Vehemenz dagegen, den rasenden Zug zu bremsen? Weshalb werden reihenweise Windkraftwerke, im Namen eines romantisierten Landschafschutzes, verhindert. Photovolataik aus Heimatschutzgründen verweigert und nur halbherzig gefördert? Wieso stemmen sich Garagisten immer noch gegen eAutos, warum werden immer noch Ölheizungen verbaut, wird die Flugindustrie mit hunderten von Millionen gerettet…..(die Beispiele sind endlos)? Weshalb ist kurzfristiger Gewinn für Wenige, wichtiger als das Überleben von Millionen? Opfern wir sehenden Auges, alles was wir erreicht haben – inklusive Zivilisation? Wer mir überzeugend erklären kann, welchen Sinn das hat, darf sich gerne bei mir melden.
Wie uns die weltweiten Massnahmen gegen die Pandemie zeigen, wäre vieles möglich, falls man will. Und genau hier liegt das Problem – „man“ will nicht! Keine Masken tragen, ist ein sichtbares Symbol dafür (ich zuerst) – das Referendum der $VP gegen das (lasche) CO2-Gesetz gelebte Vogelstrauss-Politik. Die Kosten übernehmen ja mehrheitlich unsere Enkel – denkt man und sehnt sich schon nach 2 Wochen nach dem normalen Alltag zurück. Bei Covid-19 liegt die Hoffnung bei einem Impfstoff. Wo liegt sie beim Klima? Bei Donald Trump oder dass es die Naturgesetze gut mit uns meinen?
Ich nehme mich auch nicht aus. Ich bin auch nicht konsequent genug. Mein Uralt-Demio machte nach 18 Jahren schlapp. Genau einen Tag bevor ich mit einem gefüllten Kofferraum ins Wallis fahren wollte. Auf dem Radar stand ein kleiner e-Flitzer. Dafür war aber keine Zeit mehr. Diese gibt es noch nicht ab Stange. Gekauft habe ich stattdessen einen sparsamen Benziner ab Platz. Eine Notlösung – pragmatisch, wie die Realpolitik.
Was mir dieses Beispiel zeigt: Guter Wille allein reicht nicht! Solange Alternativen noch mit so viel Aufwand, abwägen und Ungewissheiten verbunden sind (Reichweite, Kosten, Tankstellen, Angebote, Auswahl, Technologie etc.) scheitert man noch an der eigenen Bequemlichkeit. Selbst jene, wie ich, die sich über die Zukunft und das Klima Sorgen machen. Wie ist es wohl mit jenen, die es nicht wahr haben wollen? Es gibt wirklich noch viel zu tun. Bei uns selbst und erst recht in der Politik. Wir machen uns mal auf die Suche nach einer passenden Alternative. Die Solartankstelle ist schon mal im Bau.