
Ich bin geladen! Man könnte auch sagen, so richtig angepisst. Und deshalb muss es jetzt raus. Andernfalls wächst mir trotz jodiertem Salz noch ein Kropf. Um was geht es? Ihr ahnt es vermutlich – um Politik. Konkret um die $VP und ihre rückgratlosen Helfershelfer von FDP und Mitte.
Was diese Gurkentruppe dieser Tage abzieht, wurde in Zürich einst niedergeknüppelt. 1980, als der Ruf „Macht aus dem Staat Gurkensalat“ der aufgebrachten Jugend durch die Langstrasse hallte. Die Geknüppelten landeten schliesslich an der Nadel auf dem Platzspitz, während Roger Köppel in den Redaktionsräumen des neuen Stürmers (auch bekannt als Weltwoche) ein warmes Plätzchen fand. Und während sich die „bösen“ Buben und Mädchen von der Langstrasse längst etabliert haben, führt eine kleine Clique von den Hügeln der Goldküste, mit machiavellinischer Raffinesse den Gurkenhobel gegen Staat und Gesellschaft. Was die brennenden Container 1980 nicht schafften, erledigt diese elitäre Truppe mit viel Geld und Demagogie. Dazu bedient sich ihr Sprachrohr von der Förrlibuckstrasse auch mal einer Rhetorik die mehr an Winkelried und die Dreissigerjahre erinnert, als ans 21. Jahrhundert. O-Ton: Wer der Obrigkeit folgt ist hörig und wer verbotenerweise Fastnacht feiert, gilt als Freiheitskämpfer, wie zu Zeiten der Innerschweizer Saubannerzüge. Rhetorik die mehr über den Absender verrät als über den angeblichen Diktatoren.
Entlarvend die Ereignisse der letzte Woche. Da schwadroniert Christof Blocher höchstselbst von einer angeblichen Diktatur Bersets, sekundiert von seiner Tochter, die aus dem fernen Bündnerland, ins gleiche Horn bläst. Dass der Bundesrat kollegial entscheidet, wird selbstverständlich ausgeblendet – es könnte ja die eignen Bundesräte treffen. Kaum aber verteidigt ihr eigener Bundespräsident Parmelin das Kollegialitätsprinzip, ist er in den Augen der eigenen Partei nur noch ein halber Bundesrat. Und da die $VP die Diktatur von allen Parteien am besten versteht – China wird nicht umsonst als grosses Vorbild gepriesen – verbreiten sowohl ihr Parteipräsident, ihr Fraktionschef als auch ihr Propagandaminister das gleiche Narrativ. Gleichschaltung wie im Reich der Mitte. Gleichzeitig fordert Albert Rösti in der bürgerlich dominierten Gesundheitskommission ein Gesetz zur sofortigen Beendigung des Lockdowns – faktenfrei und unbesehen der epidemiologischen Lage. Andere sammeln 250000 Unterschriften, in der gleichen Sache und $VP Nationalrat Egger will ein Impeachment (Absetzung) für Bundesrat Berset. Das I-Tüpfelchen aber liefern ein paar renitente Kantonsregierungen – allen voran Nidwalden, mit seiner $VP-Gesundheitsdirektorin – die sich weigern ihre Terrassen zu schliessen. Man wähnt sich beinahe im Sonderbundskrieg von anno 1847. Damit riskiert diese Partei eine Staatskrise, wie sie die Schweiz wohl seit damals nicht mehr hatte. Denn, welches Recht gilt nun? Dass des Bundes, der Kantone, der Gemeinden oder das eigene? Irritierender ist nur das laute Schweigen der anderen Parteien und der Betroffenen selber.
Ein Jahr Pandemie und Föderalismus, Direkte Demokratie und Konkordanz stehen zur Disposition. Die $VP macht’s möglich! Wir können nur hoffen, dass sie den Bogen diesmal überspannt hat und grandios scheitert. In der Terrassenposse bahnt sich zum Glück eines an. Dass nicht hinter jeder hübschen Larve ein hübsches Gesicht steckt, zeigt gerade das strahlende Sünneli der $VP. Was dahinter hervorlugt, lässt mich erschauern. Es ist die ungeschminkte Fratze einer verantwortungslosen egoistischen Kaste, die weder vor Lügen noch Rechtsbrüchen zurückschreckt, um ihre Ziele – den ominösen Vouchswillen aka Alleinherrschaft – zu erreichen. Vielleicht ist dieser Schock heilsam. Man möge mir die klaren Worte verzeihen. Um Hoffnung zu schöpfen, sind solche ab und zu nötig.