LongCovid

Die Pandemie nähert sich ihrem vorläufigen Höhepunkt, zumindest wenn man sich an den publizierten Zahlen orientiert. Gleichzeitig verkündet der grösste aller Epidemiologen und Besitzer einer Partei, dutzender Zeitungen und ebenso vieler Milliarden, das Ende der Pandemie. Wem soll ich nun glauben? Den Fakten oder dem Selfmade-Milliardär aus Herrliberg und seinen Bücklingen. Ich stecke im Dilemma.

Dass die Berufsjammeris vom Gewerbeverband und Gastrosuisse ins gleiche Horn blasen und die Sprechpuppen von Herrlibergs Gnaden das selbe Lied singen, braucht uns also nicht zu wundern. Als Büttel des Finanzhochadels und deren Arschkriecher liegt es quasi in ihrer Natur. Und so tun sie, sekundiert von zurechtgebogenen Experten, kund, dass wir uns nun gefälligst dem Unvermeidlichen fügen, die Seuche unser Schicksal und jede weitere Massnahme überflüssig sei. Wissenschaft braucht niemand, besserwisserische Wissenschaftler noch weniger. Zumindest nicht jene, die etwas von ihrem Metier verstehen. Denn wer gesund ist, hat von Omicron angeblich nichts zu befürchten. Endlich ist Covid jenes Grippchen, welches Bolsonaro schon vor zwei Jahren belächelte, und mit dem man ruhig arbeiten gehen kann. Nur Weicheier fordern Massnahmen, sind krank und bleiben zu Hause. Das hört förmlich das Lied der neoliberalen Sozialdarwinisten.

So weit das wirtschaftsliberale, rechts-populistische Narrativ, welches sich zur Zeit gerade in unsere Köpfe frisst. Und das Narrativ hat ein leichtes Spiel, denn wir alle haben die Pandemie satt, sehnen uns nach „Normalität“ und sind empfänglich für frohe Botschaften. Ausserdem war Covid gestern. Jetzt bekommt man Omicron. Und Omicron boostert dein Immunsystem fit für die Endemie. Der „angeblich milde“ Krankheitsverlauf verliert seinen Schrecken. Wenn sich pro Woche 10% der Bevölkerung ansteckt, bin ich wohl bald der Nächste. Egal ob mit oder ohne Zertifikat, Impfung, Quarantäne oder Maskentragen. Das Ende der Pandemie ist nah. Omicron macht gesund. Schicken wir die Wissenschaft zum Teufel.

Das fällt uns umso leichter, als sich die Schweizerische Pandemiepolitik nie an der Eindämmung des Virus und der Gesundheit ihrer Bevölkerung, sondern immer an der Funktionsfähigkeit der Wirtschaft und den Kosten orientiert hat. Erst galt die Aufmerksamkeit dem drohenden Kollaps des Gesundheitswesens, heute den Personalengpässen. Erst nahm man Tote in Kauf, heute LongCovid. Es trifft ja nur die Schwachen. Hauptsache der Rubel rollt. Die Exporte erklimmen Rekordniveau. Mitten in der (angeblich) grössten Krise seit dem 2. Weltkrieg, plant der Staat sogar Steuersenkungen für Firmen und hohe Managerlöhne. Offenbar hat die Schweizerische Pandemiepolitik ihre Ziele erreicht – Schutz der grossen Vermögen (+ 115 Milliarden für die 300 reichsten Schweizer:innen) und weiterhin sprudelnde Gewinne. Die Kollateralschäden tragen die Toten, deren Angehörige, LongCovid-Patienten, das Pflegepersonal und alle die den Karren am Laufen halten. Derweil uns der Bundessäckelmeister schon mal auf enge Gürtel (Schuldenabbau) und eine Mehrwertsteuererhöhung einstimmt. Den Rest der Drohkulisse erledigen die Aussichten auf exorbitant steigende Krankenkassenprämien, eine überlastete Psychiatrie und ein Tsunami von IV-Anträgen wegen LongCovid. Immerhin lässt niemand darüber Zweifel aufkommen, wer für diese Krise bezahlt. Tipp: Es sind nicht jene, die man mit Steuergeschenken bei Laune hält.

Um es klar zu stellen – auch ich kann ein Leben ohne pandemiebedingte Einschränkungen kaum erwarten. Zwei Jahre Verzicht auf spontane Beizenbesuche, Kino, Theater, Sport oder Ferien und Ausflüge sind genug. Insofern ist der bisherige Verlauf von Omicron tatsächlich ein Lichtblick. Es sieht fast so aus, als könnte man damit leben. Wir tun es ja auch mit der Grippe, HIV und anderen Viren. Die Intensivstationen scheinen sich erfreulicherweise zu leeren und es sterben, angesichts der hohen Fallzahlen weniger. Zeit zur Entwarnung also?

Die Zahl hospitalisierter Kinder steigt. Die Impfquote stagniert auf bescheidenen 68%, über LongCovid spricht kaum jemand, ausser die direkt Betroffenen – es gibt nicht einmal eine Übersicht oder Meldestelle. Virologen befürchten weitere Mutationen. Eine Garantie, das diese harmloser als ihre Vorgänger sind, gibt es nicht, und solange die weltweite Impfrate bei gerade mal 50% liegt, sind genügend Wirte für weitere Mutationen vorhanden. Wer also behauptet, Covid sei vorbei, lügt, trotz besserem Wissen. Im Gegenteil. Wir sind vermutlich in der gerade schwierigsten Phase der Pandemie – zumindest was die öffentliche Gesundheit betrifft. Wollen wir das Ende der Pandemie ausrufen um wieder die ersehnte Normalität geniessen zu können – mit dem Risiko einer neuen Variante mit noch verheerender Folgen – oder sollen wir noch etwas durchhalten bis die Wissenschaft die Risiken besser abschätzen kann? Wie sieht eine Exit-Strategie aus, ohne das Erreichte zu gefährden? Genügt eine Proklamation und das Gesundschreiben durch Lobbyisten der Wirtschaft? Oder, ganz konkret: Wer hat den Lead? Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft?

Die Antwort ergibt sich von selbst. Immerhin hat uns diese Pandemie die Augen geöffnet (oder sollte es eigentlich), wer den Takt vorgibt in diesem Land. Es ist weder die Politik noch die Wissenschaft. Letztere darf zwar die Stirn runzeln, ihre Empfehlungen werden trotzdem in schöner Regelmässigkeit ignoriert. Ebenso die Politik, die, um nicht ganz als Hampelmann dazustehen, die Direktiven der Wirtschaftslobbys, mit einwöchiger Verzögerung umsetzt. Die Langzeitfolgen dieser Pandemie werden deshalb weit über höhere Krankenkassenprämien, ein Heer von LongCovid-Patienten, ausgebranntes Pflegepersonal, höhere Steuern und noch mehr Ungleichheit gehen. Zu befürchten ist ein doppelter Vertrauensverlust in Politik und Institutionen. Als wäre das Abdriften der Impf- und Massnahmengegner in Verschwörungstheorien einerseits und die rechtsextreme Szene andererseits, nicht schon besorgniserregend genug, verliert nun auch ein Grossteil der loyalen Bevölkerung ihr Vertrauen, weil sie sich beschissen fühlt. Die Parteien müssen sich auf jeden Fall warm anziehen. Kumuliert mit all den anderen Herausforderungen der Zukunft, eine schlechte Ausgangslage. LongCovid ist mehr als ein Gesundheitsproblem.

Ohnmacht

Seit Wochen und Monaten sinniere ich über ….. ja, über was eigentlich? Den Zustand der Welt? Die Verrohung der Debatten? Die Erosion der Vernunft und den Siegeszug von Fake-News und Verschwörungsmärchen? Oder bin ich einfach von Schwachköpfen umzingelt? All dies ist lamentabel und schlägt aufs Gemüt. Bei den Einen mehr, bei den Andern weniger. Am besten sind wohl jene dran, die sich ausserhalb ihrer Wohlfühlblase, überhaupt um nichts kümmern. Bis sie dann jäh aus ihrem Luftschloss katapultiert werden. Die Kränkung ist dann umso heftiger und die Reaktion darauf reichen von Orientierungslosigkeit, Trotz, Verweigerung bis zum gewaltsamen Protest. Ein idealer Nährboden für Despoten und Agitatoren und ihre Umsturzpläne. Deren Drehbuch heisst Vertrauen zerstören (in die Politik, Wissenschaft und Eliten), Lügen verbreiten, Verwirrung stiften und Wut erzeugen um die Gesellschaft zu spalten. Wer sich in Geschichte ein wenig auskennt, hat ein unheilvolles Deja vu. Remember 1933. Neu – und deshalb besonders erschreckend – es sind nicht einfach ein paar Dunkelmänner mit Umsturzfantasien, es greift mitten in die Gesellschaft. Der Widerstand dagegen verstummt und zieht sich zurück. Bestenfalls hört man noch ein paar Appelle für mehr Vernunft und Toleranz. Die wenigen die noch dagegen halten, werden als Provokateure und intolerante Spalter beschumpfen. Der Rest versinkt in Ohnmacht, Resignation und schweigt.

Und damit wäre ich bei der Eingangsfrage. Weshalb diese trüben Gedanken und weshalb das Grübeln und Sinnieren? Es ist Ohnmacht! Eine Ohnmacht, die uns einerseits unsere Beschränktheit, vor allem aber die ungeschminkte Realität vor Augen führt. Vorbei die Illusionen von „es wird schon gut kommen“, vorbei der Glaube an die „Vernunft“ und vorbei das Narrativ einer aufgeklärten Gesellschaft. In der Krise offenbart sich, woran wir wirklich kranken: Einer enthemmten Ich-Gesellschaft. Getopft nur noch von all den entzweiten Freundschaften. Wenn selbst in bisher als intakt empfundenen Freundschaften Diskussionen unmöglich werden und langjährige Beziehungen in Brüche gehen, läuft definitiv etwas schief. Es ist als krachten ganze Wände in sich zusammen. Gewissheiten verschwinden. Der Boden wankt. Müdigkeit und Ohnmacht machen sich breit.

Vielleicht mache ich mir auch zu viele Sorgen und ich bin einfach gekränkt, weil ich mich in Freund:innen getäuscht habe. Vielleicht mache ich mir auch einfach zu viele Sorgen über die Welt, die ich sowieso nicht ändern kann. Who cares. Tatsache bleibt, dass sich die Spirale der Entzweiung schneller und schneller dreht. Angesichts der zu meisternden Herausforderungen, eine Tragödie. Ginge es nur um die Beendigung dieser Pandemie, die wir nur gemeinsam oder aber gar nicht bewältigen können, könnten wir auf den Faktor Zeit hoffen und die Massnahmen aussitzen. Wenn einem Millionen von Toten und der Kollaps der Wirtschaft egal ist, setzt man sein Vertrauen in das sozial-darwinistische Prinzip des „survival of the fittest“ – schliesslich überstand die Menschheit auch Pest, Cholera und die Spanische Grippe – ohne Impfung. Und damit wären wir mitten im eigentlichen Thema: Der egomanen Gesellschaft. Denn was wir gerade an gesellschaftlichen Verwerfungen erleben, ist auch das Resultat von 40 Jahren Gehirnwäsche durch den Neoliberalismus. Es ist die Ernte von 40 Jahren jede:r gegen jede:n, von der Macht des Stärkeren, der Rendite um jeden Preis und dem maximalen Gewinn für sich selber. Der Selbstoptimierungswahn treibt nicht ohne Grund die seltsamsten Blüten. Und obwohl wir spätestens seit der Finanzkrise 2008 wissen, dass dieses System zum Scheitern verurteilt ist, Wissenschaft und Philosophie seit Jahrzehnten vor den Folgen warnt (Grenzen des Wachstums) und uns die sich anbahnende Klimakatastrophe Warnung genug sein sollte, meinen wir (ich rede von den meisten) es ginge weiter wie gehabt. Und statt sich zusammenzuschliessen und sich den (notabene gigantischen) Problemen zu stellen, lassen wir uns entzweien. Jeder für sich (das ist mein Körper, meine Meinung, meine Entscheidung), alle gegen alle (ihr Idioten, Schafschafe etc. …). Befeuert durch Parteien, zwielichtige Gestalten, (soziale) Medien und einer narzisstischen Denke des „ich zuerst“. Dass sich dieses Phänomen des Trotzes, der Wut und Verweigerung, vor allem in gesättigten Wohlstandsoasen, wie der Schweiz, manifestiert, ist daher kein Wunder. Hier kann man es sich leisten. Im Notfall gibt es die Krankenkasse, Spitäler und einen Rechtsstaat. Trotzdem reibt man sich die Augen, ist sprachlos und fragt sich: „Habe ich mich so sehr getäuscht?“ Getäuscht über die Vernunft der Menschen, viele meiner Freunde:innen, unsere Bildung, unser System? Bröckelt am Ende gar die dünne Kruste der Zivilisation und marschieren wir straight away zurück ins Mittelalter (oder was uns auch immer Angst macht). Oder kommt die Pandemie den destruktiven Kräften sogar gelegen? Schliesslich lassen sich eigennützige Interessen in einem schwachen, destabilisierten System besser realisieren. Und an potentiell gefährlichen Herausforderungen mangelt es nicht. Hinter der nächsten Kurve lauert die Klimakrise, mit weit grösserer Tragweite als die gewärtige Gesundheitskrise, und da stünde ein einiges Volk den Profiten mächtiger Kartelle im Wege. Das gilt es zu verhindern. Oder verläuft alles in Minne und wir können in 5 Jahren darüber lachen? Ich würde gern an diese Option glauben – sie entspricht ja auch weitgehend unserer Lebenserfahrung. Es kommt schon irgendwie gut und sonst Pech gehabt. Allein, mir fehlt der Glaube.

Denn damit es gut kommt, braucht es Anstrengungen. Und ohne Engagement überlassen wir das Feld jenen, die nur für sich schauen. Hätte sich in der Vergangenheit nie jemand gewehrt oder der Vernunft zum Durchbruch verholfen, lebten wir immer noch in Höhlen oder beteten zu blutrünstigen Rachegöttern. Das mag weit hergeholt sein, im Kern geht es jedoch darum, welche Zukunft wir anstreben. Eine die vorwärts schaut, sich um Probleme kümmert und das Wohlergehen der Menschen im Auge hat, oder eine Welt der Starken und des dumpfen Dahinvegetierens. Ein Vorteil dieser Pandemie ist das Sichtbarwerden dieser Bruchlinien. Auch wenn sich viele dieser Brüche nicht mehr überbrücken oder kitten lassen, so führt sie zur Erkenntnis für was es sich zu kämpfen lohnt und verdeutlicht, was wir zu verlieren haben. Dass dabei einiges in Brüche geht, ist vermutlich nicht mehr zu vermeiden. Dafür sorgen andere. Das Bedauern darüber ist eher dem Wunsch nach Harmonie geschuldet. In Wirklichkeit geht es jedoch um die Frage, ob man Teil der Lösung oder des Problems sein will. Dabei mögen kurzzeitige Ohnmachtsgefühle hinderlich sein. Diese lassen aber auch erkennen, welche Anstrengungen es braucht um aus der Machtlosigkeit zu kommen. Denn machtlos ist man nur allein, zusammen aber stark. Das führen uns gerade die mass-los nervig und lautstarken Freunde der Seuche (aka Schwurbler, Covidioten und Ver(w)irrte) vor, die bald täglich treichelnd durch irgend eine Einkaufsstrasse latschen um Grösse vorzutäuschen. Schaut man genauer hin, sind es die immer gleichen Schreihälse, die sich wichtig machen. Es heisst nicht umsonst: „Wer schreit, hat unrecht“. Die Zeit ist reif diese in die Schranken zu weisen. Wir müssen vom Staat nur laut genug die Durchsetzung der Gesetze einfordern. Zuviel Toleranz schadet bzw. liegt im Interesse jener, die Probleme lieber bewirtschaften, als zu lösen. Es heisst also: „Impft euch verdammtnochmal“ und nicht „Jede:r kann tun und lassen, wie er/sie will“. Der Ruf Brücken zu bauen und andere Meinungen zu tolerieren, ist gut gemeint, letztendlich aber nutzlos. Wo ein gemeinsames Fundament fehlt (z. B. die Anerkennung von erhärtetem Wissen und Fakten), stürzt jede Brücke ein. Weiter hilft uns eher die Epidemiologe. Das Zauberwort dort, heisst Isolation. Nur so verhindern wir die Ausbreitung von Viren. Corona-, wie Meme (Viren des Geistes) gedeihen nur dort, wo der Boden bereitet ist. Geben wir ihm nicht auch noch Dünger. Ohnmacht entsteht, wenn das vergiftete Biotop auch noch gedüngt wird. Das zu verhindern gibt uns die Kontrolle zurück.

12.05.2020: Ominipräsenz

Wieder ist mein Versuch, das Virus zu verdrängen gescheitert. Zu omnipräsent ist diese Seuche, bzw die Reaktionen darauf. Trotzdem versuche ich diese Woche den Blick etwas in eine andere Richtung zu richten. Das omnipräsente Gejammere und die Nabelschau der #Covidioten gehen mir ziemlich auf den Geist. Es gibt wahrhaft ernstere Themen und Herausforderungen, als das Verbot von Open Aires, Abstandsregeln oder geschlossene Läden. Schluss mit der Omnipräsenz dieser jämmerlichen Egoisten.

2020 – ein Virus

Woche für Woche nehme ich mir vor, mich von diesem omnipräsenten Virus zu verabschieden und über andere, ebenso wichtige Vorkommnisse und Denkwürdigkeiten zu schreiben. Und wie letzte Woche, scheitere ich damit auch diese Woche grandios. Das Virus lässt nicht locker.

Nicht weil dieser plötzlich noch ansteckender oder gefährlicher wäre als bisher gedacht, umso mehr aber geben mir die Reaktionen darauf Grund zur Sorge. Dominierte am Anfang noch die Angst vor einer möglichen Ansteckung oder Fragen zum Lockdown und dem eigenen Verhalten, so beherrschen seit ein paar Wochen Irrsinn, bis hin zu pathologischem Wahnsinn die Szene. In Presse, Feuilletons, Youtube und der Strasse manifestiert sich ein Gebräu, dass noch vor ein paar Wochen unvorstellbar war. Vom Impfgegner bis zum gröhlenden Wutbürger mit Hakenkreuz rotten sich Menschen zusammen, die ihrem Frust über die Einschränkungen freien Lauf lassen. Auch wenn es nur eine Minderheit ist, – so ist diese laut und findet Eingang in die Berichterstattung – und somit in unsere Wohnstuben. Das Virus schleicht sich langsam in unsere Köpfe.

Es liegt mir fern ins allgemeine Gejammere über diese Krise und ihe Folgen einzustimmen. Dafür haben wir die $VP und den Gewerbeverband. Ebenso wenig über das Gejohle dieser selbsternannten Epidemie-Experten und Hobby-Virologen. Irrationales Verhalten gehört wohl zu einer solchen Krise und lässt sich nicht ganz vermeiden. Bedenklich ist vielmehr, dass wir ob diesem Geschrei und Gejammer vergessen, was uns wirklich Sorgen machen sollte. Seien wir mal ehrlich – hier in der Schweiz muss sich niemand wirklich ernsthafte existentielle Sorgen machen. (mag jetzt arrogant klingen, ist aber so). Vielleicht ist der eine oder andere Zukunftsplan Makulatur – das ist gemein, aber kein Weltuntergang, man macht einfach etwas anderes. Vielleicht verlier ich meinen Job – ebenfalls hart und ungerecht, aber ich bin über Kurzabrbeitsentschädigung und RAV abgesichert. Vielleicht gerät mein Geschäft in finanzielle Schieflage – das ist unschön, aber ich bekomme Notkredite und falls ich pleite gehe, suche ich mir einen Job. Ich muss Ferien umbuchen, kann nicht nach Thailand, die Hochzeit fällt ins Wasser und Open Airs gibt es auch keine diesen Sommer – blöd, aber es lässt sich alles nacholen. Was „wir“ treiben ist also eine Nabelschau – auf allerhöchstem Niveau.

Was ist mit den Millionen indischer Wanderarbeiter, die hungern, weil sie ihre Arbeit wegen des Lockdowns, verloren? Was mit den südafrikanischen Slumbewohnern, die lieber an Covid sterben, als an Hunger? Den Bewohnern der brasilianischen Favelas, die täglich um ihr Überleben kämpfen müssen, den Flüchtlingen in Moria (Griechenland) und und? Im Gegensatz zu diesen Menschen können wir uns diese Krise leisten – sie sterben daran. Diese Menschen hätten tatsächlich Grund gegen die Massnahmen ihrer Regierungen zu protestieren. Wir Mitteleuropäer beweisen damit einzig unsere Lächerlichkeit und unseren grenzenlosen Egoismus.

Noch mehr Sorgen sollten wir uns allerding über all das machen, was aus den Schlagzeilen verschwunden oder nach hinten gerutscht ist. Covid ist eine Krankheit gegen die wir irgendwann immun sind, ein Medikament oder einen Impfstoff haben werden. Also ein temporäres Problem (wenn wir auch noch nicht genau wissen wie lange und was es uns am Ende kostet). Die wirtschaftlichen Schäden sind enorm, zumindest für uns in Europa aber zahlbar (durch wen, muss noch ausgefochten werden). Wer in den Nachrichten aber nicht nur die fetten Schlagzeilen verfolgt, wird schnell fündig, über unsere wirklichen Probleme und Herausforderungen. Drohender Wassermangel in den Alpen (ETH Hydrologe), Riesige Waldbrände in Sibirien und im Amazonas (ja, schon wieder!), Wärmster Winter seit Messbeginn, CO2-Gehalt nahe 420 ppm, Grundwasser in 12 Kantonen mit Pestiziedrückständen belastet.– Krebsgefahr vermutet…usw. Stattdessen suhlen wir in „unserem Elend“, suche imaginäre Schuldige und schwafeln von Dingen, von denen wir keine Ahnung haben (Diktatur). Um es mit den Worten Loriots zusagen: In der Krise suchen die Intelligenten nach Lösungen, die Idioten nach Schuldigen. Covid-19 trennt die Spreu vom Weizen.

Seit erst drei Wochen haben wir festen Boden unter den Füssen aber es scheint als wanke dieser mehr als die Magnifica im Sturm der Tasmanischen See. Gegen diesen gab es Reisetabletten. Gegen die Omnipräsenz der egoistischen Wutbürger ist sowenig ein Kraut, wie gegen Covid-19 gewachsen.